Mit Empathie und Menschenliebe für die Patienten

Unser Artikel im Gemeindeblatt PEO über den Alltag bei uns im Verein Palliahome e.V.

Palliahome im Gemeindeblatt PEO

Titelbild der Ausgabe PEO 03/2019

Ein Lächeln huscht über ihr Gesicht als die Frau Doktor kommt. Geschwind rückt Fr. Dr. H. einen Stuhl ans Bett, fasst Rosi Obermaiers* rechte Hand und sagt ein fröhliches „Grüß Gott“. Seit zwei Tagen ist die 86-Jährige aus dem Krankenhaus zurück und wird vom ambulanten Palliativdienst Palliahome e.V. im oberbayerischen Polling betreut. Die Erleichterung ist ihr anzusehen: „Ich bin so froh, wieder daheim zu sein.“

Die Allgemein- und Palliativmedizinerin betreut die Patientin schon seit langem in ihrer eigenen Praxis. Sie weiß: „Frau Obermaier leidet an einer Anämie unbekannter Ursache und hat seit drei Jahren wiederholt Blutkonserven bekommen. Trotzdem ging es ihr immer schlechter.“ Vor kurzem wurde bei Obermaier auch noch eine Leberzirrhose diagnostiziert. Die alte Dame fällt vor ein paar Tagen eine weitreichende Entscheidung: keine Blutkonserven mehr, stattdessen Palliativversorgung zuhause. Das Überleitungsmanagement der Klinik organisierte die Rückkehr inklusive Pflegebett. Die Familie nahm Kontakt zu Palliahome e.V. auf und nun ist Rosi Obermaier dort SAPV-Patientin. Zweimal täglich kommt morgens und abends der Pflegedienst. Die Schwester vom SAPV-Team kommt regelmäßig zur Versorgung, dazu gehört unter anderem die regelmäßige Bauchwasserpunktion gemeinsam mit der Ärztin. Rosi Obermaier gehen in den letzten Tagen viele Erinnerungen an die Vergangenheit durch den Kopf – etwa wie sie als Braut aus dem nahegelegenen Wildsteig nach Polling heiratete, „des war weit weg“. Sie zieht Bilanz: „Ich bin ganz erstaunt, wie wir das alles geschafft haben, ganz ohne Schulden.“ Seit 25 Jahren lebt sie im eigenen Haus, ihr Mann, Landwirt ist schon vor Jahren gestorben. Mit ruhiger Stimme erzählt sie, die rechte Hand mit dem leuchtenden Ehering am Finger streicht über die Bettdecke.

Palliahome e.V. ist seit 2012 im Landkreis Weilheim-Schongau und den angrenzenden Gebieten tätig. Die Pflegefachkräfte und Ärztinnen mit Palliativ Weiterbildung versorgen Betroffene in ihrer letzten Lebensphase. 

Hierbei sind die Wünsche des Patienten im Mittelpunkt ihres Tuns. Es geht um die Erhaltung, Förderung und Verbesserung der Lebensqualität unter Beibehaltung der Selbstbestimmung im Rahmen der ganz individuellen Möglichkeiten des Betroffenen. 

Das Team steht bei Bedarf und nach Genehmigung durch die Krankenkassen rund um die Uhr zur Verfügung, sie besprechen sich regelmäßig und bilden sich fort. 

Wir freuen uns sehr über den Bericht im Gemeindeblatt PEO (Polling, Etting, Oderding) 03/2019 über unseren Verein.

Nebenan aus der Küche tönt fröhliches Geplauder. Enkelin und Schwiegertochter unterhalten sich. „Ich habe ihr versprochen, dass sie daheim sterben darf“, erzählt Susanne Obermaier* über ihre Schwiegermutter. Deswegen ist sie für die nächste Zeit ein paar Straßen weiter ins Elternhaus ihres Mannes umgezogen. Nahezu rund um die Uhr ist sie da, schläft im Zimmer nebenan. „Mir fällt es leichter, meine Schwiegertochter um Hilfe zu bitten als eine Krankenschwester im Krankenhaus“, erzählt Rosi Obermaier. Alles sei jetzt viel familiärer, „ich hab‘ ein heimisches Gefühl“. Sie genießt es, ihre zwei Söhne und die drei Enkel ganz oft um sich zu haben.

Auf Wunsch des Patienten wird die Versorgung in enger Absprache mit den vorhandenen Versorgungspartnern wie ambulanter Pflegedienst, Hospizverein in der Häuslichkeit übernommen, ebenso jedoch auch in Alten- und Pflegeheimen. 

Angebote der Versorgung können sein: Symptomerfassung, Notfallplan, Durchführung von lindernden Therapien, u.a. Schmerztherapie, Ermittlung der individuellen Wünsche und Bedürfnisse, Stärkung der Ressourcen des Patienten und seiner Bezugsperson, Aufbau eines Hilfenetzes …

Die Finanzierung wird nach Prüfung des Anspruches auf Grundlage der gesetzlichen Regelung zur spezialisierten Palliativversorgung (§37b, SGB XI) von allen gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Bei privaten Kostenträgern muss die Übernahme individuell geklärt werden.

Susanne Obermaier nimmt ihre Aufgabe als Selbstverständlichkeit an. Ihr ist aber auch klar, „ohne die Hilfe vom Palliativdienst würde es nicht gehen“. Vom Pflegedienst und dem SAPV-Team fühlt sie sich intensiv unterstützt. „Es ist gut zu wissen, dass wir 24 Stunden rund um die Uhr anrufen können.“ Für Enkelin Anna* ist es gar kein Thema, dass die Oma für ihre letzte Zeit wieder zuhause ist. „Ich erzähle ihr, was ich so tue und sie fragt auch ganz interessiert“, berichtet sie in der Küche.

In Rosi Obermaiers Zimmer verabschiedet sich Fr. Dr. H. von ihrer Patientin „bis zum nächsten Mal“. Später in der Teamsitzung wird sie berichten: „Frau Obermaier möchte nicht mehr in die Klinik. Ich habe ihr versprochen, dass ich sie nicht ins Krankenhaus einweisen werde. Ich habe mit ihr verabredet, dass wir nur sedieren werden und sonst nichts.“ Gestern Morgen schon hat Rosi Obermaier mit dem Pfarrer bis hin zum Sterbebild alle Details geklärt. „Ich kann jetzt ruhig einschlafen“, sagt sie.

Jeder Mitarbeiter bei Palliahome e.V. sieht seine Tätigkeit als wichtige, dem Menschen helfende Tätigkeit. Hier ist der Beruf noch die Berufung. Empathie und Menschenliebe werden gelebt, was durch die vielen Dankesbriefe immer wieder bestätigt wird. 

Bei Fragen scheuen Sie sich nicht, mit uns Kontakt aufzunehmen. Wir beraten Sie gerne.